Franco-Denkmal im Esperanza-WaldTeneriffas dunkle Vergangenheit | | © elmar wellenkamp |  | "Friede" lautet die Inschrift am Denkmalsockel. Dabei ging der Bürgerkrieg an diesem Tag erst los | 02.12.2006 - Teneriffa - Der Esperanzawald ist ein beliebtes Ausflugziele auf Teneriffa. Die gewundene Strasse zwischen dem Flughafen Los Rodeos und dem Nationalpark "Las Cañadas" führt zwischen hohen Bäumen hindurch, zwischen deren Stämmen hin und wieder das Blau des Ozeans vor der Südküste Teneriffas hindurchschimmert.
 | | © tfpelmarw |  | Das Franco-Denkmal in Las Raices | Vom Airport kommend beginnt kurz hinter dem Ort La Esperanza ein Pinienwald, der sich bis zum rund 50 Kilometer entfernten Nationalpark Cañadas del Teide hinzieht. Einige hundert Meter hinter der Abzweigung zur Haushaltsschule zweigt die Zufahrt zum Rastplatz Las Raices ab. Auf dem Abhang unterhalb des schattigen Parkplatzes unter Baumkronen befinden zahlreiche Holztische und -bänke. Mehrere Wanderwege laden zum Flanieren ein. An den Wochenenden und Feiertagen zieht es viele Familien aus den nahegelegenen Großstädten und La Laguna in diese Idylle. Nur ein beschmierter Menhir oberhalb des Rastplatzes weist dezent darauf hin, dass es an diesem Ort nicht immer so ruhig und beschaulich zuging. Das Monument zu dem einige Stufen hinaufführen ist laut Innenschrift ein Friedens-Denkmal und erinnert an den 18. Juli des Jahres 1936. Aus heutiger Sicht ist die Bezeichnung "paz" eine bittere Ironie, denn an diesen Tag liess General Francisco Franco Bahamonde die ihm unterstellten Soldaten auf dem Gelände des heutigen Ausflugsziels antreten und einen Eid auf ihn selbst, den damaligen Militärgouverneur Teneriffas ablegen. Bürgerkrieg mit langem Vorlauf Der Tag gilt als Auftakt des spanischen Bürgerkriegs und besiegelte das Ende der zweiten Republlk, die ironischerweise auch in diesem Jahr ihr 75. Bestehen gefeiert hätte. Die auf den Bürgerkrieg folgende Diktatur war der Schlußpunkt einer lang andauernden Entwicklung. Ausgangspunkt war die sich verringernde Bedeutung und das schwindende Selbstbewußtsein der einstigen Weltmacht Spanien, wo seit der Besetzung Napoleons konservative und liberale Kreise um Einfluß und Macht kämpften.
 | | © tfpelmarw |  | Schmiereien am Fuße des Denkmals |
Ein Schlüsselerlebnis für das Trauma der militärischen Führung fand im Jahr 1898 statt. Der spätere amerikanische Präsident Theodore Roosevelt besetzte mit einer tausend Mann starken Privat-Armee Kuba und leitete damit das Ende seit drei Jahren andauernden Unabhängigkeitskrieges ein. Spanien verlor dadurch seine letzte Übersee-Kolonie. Die Offiziere wurden zum Gespött. Ihre angestaute Wut entlud sich unter anderem 1905 bei der Zerstörung der Redaktion einer Satire-Zeitung in Barcelona, in der die soldatische Kampfbereitschaft veralbert wurde. In der Folge wurde ein Gesetz erlassen, nachdem eine wie auch immer geartete Beleidigung des Militärs von Zivilisten von Militärgerichten abgeurteilt werden konnte. 1923 wurde General Miguel Primo de Rivera von König Alfonso XIII. zum Diktator ernannt, doch ein langfristiger wirtschaftlicher Aufschwung und das Abflauen der innenpolitische Spannungen war damit nicht verbunden. Nach sieben Jahren war Primo de Rivera mit seinem Latein am Ende. Bei den folgenden Wahlen gingen die Linke und die bürgerliche Mitte als Sieger hervor. Stabile politische Verhältnisse brachte das nicht mit sich. Dazu waren die Interessen der Bündnispartner zu verschieden. Streiks war an der Tagesordnung. Die feindliche Haltung gegenüber der katholischen Kirche kostete die Anhänger der Republik bald zusätzliche Sympathien. Die rechten und monarchistischen Parteien lehnten eine Demokratisierung ohnehin ab.
 | | © tfpelmarw |  | Franco-Denkmal in der Avenida Anaga in Santa Cruz |
Die politischen Kräfte am rechten und linken Rand begannen sich zu radikalisieren. Politische Attentate häuften sich. Dazu trug am rechten Rand vor allem die, nach dem Vorbild der faschistischen Parteien Deutschlands und Italiens von Kindern Primo de Riveras gegründete Falange-Bewegung bei. Das ohnehin republikfeindliche Militär plante unter der Führung des General Sanjuro bereits seit den ersten Tagen der Republik mehr oder minder offen den Staatsstreich. Obwohl ein Vielzahl hoher Offiziere während zweiten Republik hohe Funktionen ausübte, wollten sie den Umsturz.
Eine Situation, die vielleicht vergleichbar mit dem Chile des Jahres 1973 ist, wo der sozialistische Präsident Allende von seinem Verteidigungsminister Pinochet gestürzt wurde. Attentat als Auftakt Nach der Ermordung des Führers der Monarchisten Calvo Sotelo am 13. Juli 1936 durch linksgerichteten Attentäter als Rache für die Ermordung seines republikanischen Leutnants sahen die Generäle den Moment zum losschlagen gekommen. Franco reiste über Gran Canaria nach Marokko. Der Militärerhebung in der nordafrikanischen Kolonie folgte der Bürgerkrieg, in dem die Aufständischen von den konservativen Kräften unterstützt wurden. Allerdings war zu diesem Zeitpunkt nicht absehbar, dass ausgerechnet Francisco Bahamonde Franco am Ende des Bürgerkrieges der Staatschef sein würde. Er war bis dahin nicht durch politischen Ehrgeiz aufgefallen. Zwar verachtete Franco die Republik, war Antikommunist, Monarchist und stand später zeitweise der faschistischen Falange nah. Trotzdem schloss er sich nicht offen den Verschwörern an. Das hatte auch taktische Gründe, denn an erster Stelle war Franco Soldat und dachte pragmatisch. An einem Mißerfolg wollte er sich nicht beteiligen. Der spätere Diktator war zu diesem Zeitpunkt 43 alt Jahre alt und hatte eine atemberaubende militärische Karriere hinter sich gebracht. Bereits mit 15 Jahren war Franco Soldat geworden, acht Jahre später wurde er kurz nach der Niederschlagung der Aufstände in Spanisch-Marokko zum jüngsten Major der spanischen Armee ernannt, 1926 auch noch zum jüngsten General befördert. Ein Jahr später war er der Leiter der obersten spanischen Militärakademie, die allerdings während der Republik geschlossen wurde. 1934 zeichnete er sich durch die Niederschlagung des Arbeiteraufstandes in Asturien Auf Befehl der frisch ins Amt gekommenen neue rechtskonservative Regierung aus. Nach dem knappen Erfolg der Volksfront zwei Jahre später wurde er zum MIlitärgouverneur von Teneriffa befördert.
Franco selbst fasste das als Degradierung auf. Das war es im Prinzip auch. Er war einer der putschverdächtigen Offziere, die die neue Links-Regierung möglichst weit von der Hauptstadt weg sehen wollte.
Franco wird Oberbefehshaber Nach dem Tod von General Sanjuro im Oktober 1936 wurde Franco zum "Generalissimo", zum obersten Befehlshaber, ernannt, was fast er fast vier Jahrzehnte bleiben sollte. Ernsthafte Rivalen gab es nicht, da Falange-Führer Primo de Rivera im selben Jahr von der Regierung der Republik hingerichtet wurde und General Mola, der Vordenker der Revolte, im folgenden Jahr bei einem Flugzeigabsturz ums Leben kam. Nach dem Sieg formte Franco aus den siegreichen Parteien die "Falange Español Tradicionalista" (FET), eine Sammelbewegung, in der faschistische und konservative Kräfte zusammengefasst wurden. Er richtete aus Gründen des Machterhalts das System auf sich aus und betrieb einen Personenkult bezüglich seiner Person. Francos berufliche Perspektive lautete in seinen eignen Worten: "Von hier zum Friedhof". Während des Bürgerkriegs wurde Franco von Hitler und Mussolini unterstützt. Im Gegenzug musste Franco den Deutschen für 17 Bergwerksunternehmen Schürflizenen bewilligen. Italien hatte schlechtere Karten ermässigte bald Spaniens Schulden, um überhaupt ins Geschäft zu kommen. Das war im Nachhinein gesehen kein schlechter Schachzug: Italien stand nach Ende es II. Weltkriegs auf der Seite der Sieger und das Franco-Regime bezahlte an das inzwischen demokratische Italien die Schulden für die von Mussolini geleistete Waffenhilfe noch bis 1967 ab. Zauderer im II. Weltkrieg Im II. Weltkrieg lavierte Franco zwischen Neutralität und stillschweigender Unterstützung der Achsenmächte. Er erklärte am 4. September 1939 Spanien für neutral, später begann die aus spanischen Freiwilligen bestehende Division Azul auf Seiten der Deutschen zu kämpfen. Die schwankende Haltung des Diktators wurde auch dadurch verursacht, dass die einzelnen Fraktionen der FET unterschiedliche Positionen zum Krieg hatten. Zwar wollte Franco wollte anfangs an der Seite von Hitler und Mussolini mitkämpfen, um Gebiete in Nordafrika zu erobern, doch Hitler wollte diesen Preis nicht zahlen. Spanien lag nach dem Bürgerkrieg ohnehin wirtschaftlich am Boden und konnte sich einen Feldzug kaum leisten. Hinzu kam, dass die Chemie zwischen dem "Führer" und dem "Generalissimo" überhaupt nicht stimmte, wie sich beim Treffen in Hendaye im Jahre 1940 zeigen sollte. Hitler fand den kleinen Galizier "unerträglich langweilig". Je länger der Krieg dauerte, um so mehr nahm Franco von einer Unterstützung der Deutschen Abstand. In den letzen Jahren lieferte Spanien das geforderte Wolfram nicht mehr an die Deutschen, sondern an ihre Feinde. Die Minister hatten Franco überzeugt, dass gute Beziehungen zu den Allierten für die Zukunft des Landes unabdingbar waren.
Kalter Krieg als Chance Es war nicht der schlechteste Ratschlag, denn nach Ende des II. Weltkrieges war Franco der Paria auf der internationalen Bühne. Selbst die Vereinten Nationen weigerten sich jahrelang, Spanien als Mitglied aufzunehmen. Das änderte sich erst mit Ausbruch des Kalten Krieges. Plötzlich war die militärisch geprägte Diktatur auf der strategisch wichtigen iberischen Halbinsel für die Westmächte interessant. Franco wusste um die Aufwertung seines Regimes, die damit einher ging und übte sich in Demut. Nach Dokumenten, die vom US-Historiker und Spanien Experten Stanley G. Payne veröffentlich wurden, schloss er einen Brief an den Papst im Jahre 1951 mit den Worten: “In Versicherung des Wohlwollens und Verständnisses kniet der niedrigste ihrer Söhne vor ihnen nieder und küsst Ihrer Heiligkeit untertänigst die Sandalen." Obwohl seit dem Ende des Franco Regimes inzwischen drei Jahrzehnte vergangen sind, sind heute noch viele spanische Straßen nach den Verschwörern von einst benannt. Die Aufarbeitung der Geschichte geschieht schleppend. In La Orotava hat der Stadtrat zumindet kürzlich beschlossen, die Namen von Straßen zu ändern, die nach Protagonisten des Franco-Regimes benannt wurden. Auch die lokale Gechichte soll aufgearbeitet werden. So soll es Massengräber in den Cañadas geben haben. Bis zu 2.000 Personen sollen allein im ersten halben Jahr des Bürgerkrieges in der Provinz Teneriffa von Franco-Anhängern ermordet worden sein. Härter traf es die repu-bliktreue Insel La Palma, die den Aufständischen nach Ausbruch des Bürgerkriegs eine Woche lang heftigen Widerstand entgegensetzte.
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