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Rap-Grossmaul textet Teneriffa zu

50 Cent auf Wortwechselkurs

Mitreissend: 50 CENT überschwemmt Teneriffa mit seinem Wortschwall
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Mitreissend: 50 CENT überschwemmt Teneriffa mit seinem Wortschwall
28.01.2010 - Teneriffa - Früher war die Mark ganz stark. Den Kids von heute reicht der halbe Euro oder besser gesagt 50 Cent. Zumindest dann, wenn es sich um den gleichnamigen US-GangstaRapper handelt. Am Samstag, den 27. März, gastiert der rhythmische Reimeschmied im Rahmen seiner grossmäulig betitelten “Before I Self Destruct”- Tour in der Messehalle “Recinto Ferial” in Teneriffas Inselhauptstadt Santa Cruz. Ein Drittel der Tickets sind bereits an den Mann gebracht. Ohne dass bisher die Werbetrommel gerührt wurde.

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"Live and die in L.A."! Auch Helden können sich irren: 50 Cent-Vorbild Tupac wurde in Las Vegas erschossen
Das hat Konzertveranstalter Martin Rivero bisher noch nicht erlebt: 4.000 verkaufte Eintrittskarten bevor das erste Plakat geklebt ist: Die Mundpropaganda machts!
 
Auf die Idee, den derzeit weltgrössten HipHop-Star auf die Insel zu holen kam Teneriffas Konzert-Mogul durch seinen Sohn, einen begeisterten Anhänger des rhythmischen US-Sprechgesangs.
 
Nach Meinung des Mittfünfzigers Rivero sind die Hip Hop-Beats für die Kids von heute das, “was in meiner Jugend die Latino-Musik”, etwa die Klänge der mittelamerikanischen Salsa-Ikone Ruben Blades, war.
 
Den gestandenen Mitteleuropäer mag das ein wenig befremden, aber harte Rockmusik, der klirrende Soundtrack zur Jugend-Sozialisation, fristet auf den sieben Inseln vor der nordafrikanischen Küste auch heute noch ein Nischendasein.
 
Selbst dann, wenn sich die Interpreten in spanischer Sprache artikulieren, lässt es die Massen in der Regel kalt.
 
Beim HipHop ist das ein bisschen anders, denn es gibt “Reggaeton”, eine musikalische Mischform aus Funk, Reggae und lateinamerikanischer Musik garniert mit einem Sprechgesang, der sich gerne vulgär-obszön präsentiert.
 
Kein Wunder, dass die Insel- Kids nach jahrelangem Konsum der Latino-Kopie auch mal live erleben wollen, wie ein böser schwarzer Mann auf einer riesigen Bühne ganz authentisch Worte wie “Fuck” oder “Motherfucker” ins Mikrophon rülpst; auch wenn es “bloss” der nach dem halben Euro oder Dollar getaufte 50 Cent ist.
 
Das Original ist schon tot. Lang lebe die Kopie!
 
Im schnelllebigen Musikgeschäft hat die – währungstechnisch gesehen - halbe Portion für den Rap die gleiche Bedeutung wie Gerhard Schröder oder Oskar Lafontaine (bezogen auf Willy Brandt) für die deutsche Sozialdemokratie: Er ist nur der ”Enkel”.
 
Als Musik-Stil hat der Hip Hop - Ende der 70 ger Jahre mit der Nummer “Rapper s Delight” der Sugar Hill Gang ins Leben gerufen – altersmässig die dreissig längst überschritten.
 
So kann der Cent-Mann, der mit dem Album “Get rich or try dying” den Durchbruch schaffte, lediglich massenkompatibel und gut getimt Posen abrufen, die einst die Tupac Shakur erfand, die wohl grösste Ikone des GangstaRap.
 
Mehr wird auch nicht verlangt.
 
Im Gegensatz zu früher.
 
Da hatte man immerhin noch eine “message”.
 
Das Original wollte nicht nur schnell Geld einsacken, sondern predigte als Abkömmling von Black Panther-Revolutionären auch noch ein bisschen Aufruhr und Revolte in seinen Texten.
 
Bloss:  Tupac – live?
 
Das geht das aber schon lange nicht mehr!
 
Branchentypisch endete die Karriere des wohl grössten Hip Hoppers aller Zeiten ausserplanmässig.
 
“Live and die in L.A.” lautete sein Lebensmotto, der Tod ereilte aber Mister Shakur durch einen Schuss aus einem Revolver während einer Autofahrt durch das nächtliche Las Vegas.
 
Und das ist jetzt schon fast anderthalb Jahrzehnte her.