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Féuerwerken erfordern viel Arbeit

Himmel in Flammen

Der Höhepunkt vieler Feste auf den Kanaren ist ein Feuerwerk
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Der Höhepunkt vieler Feste auf den Kanaren ist ein Feuerwerk
11.05.2006 - Teneriffa - Das ganze Jahr über finden auf den Kanaren zahlreiche Feste statt. Zum Teil dauern sie mehrere Tage oder ziehen sich über zwei Wochen hin. Den Höhepunkt oder Abschluss bildet meist ein Feuerwerk.

Die sogenannten
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Die sogenannten "Kugelbomben" sind bis zu zwanzig Kilogramm schwer
Das größte Spektakel dieser Art findet alljährlich bei der „Fiesta de las Cruzes“ am 3. Mai in Realejo Alto statt, dem oberen Ortsteil von Los Realejos. Tausende von Zuschauern bewundern das traditionsreiche Feuerwerk, bei dem von zwei Seiten eines Barrancos, Wechsel Leuchtkörper abgeschossen werden.

Für das Explodieren des Feuerwerkskörpers benötigt man eine Schwarzpulverladung
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Für das Explodieren des Feuerwerkskörpers benötigt man eine Schwarzpulverladung
Der Ursprung des Festes geht auf die Rivalität der Bewohner zweier Strassen zurück. Nur wenige Kilometer oberhalb von Realejo Alto befindet sich der Sitz der „Hermanos Toste S.L.“, die das legendäre Feuerwerk seit jeher durchführt.

Für den bunten Flammenzauber am Himmel sorgen die Farbpulverkugeln
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Für den bunten Flammenzauber am Himmel sorgen die Farbpulverkugeln
Das Unternehmen wurde bereits 1788 von den Vorfahren der heutigen Betreiber gegründet und ist auf den Kanarischen Inseln, auf dem spanischen Festland und in anderen europäischen Ländern tätig. 50 bis 60 Veranstaltungen werden von dem Unternehmen im Jahr betreut.

Zum Schluß wird die Zündschnur montiert
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Zum Schluß wird die Zündschnur montiert
Dazu gehören die meisten Volksfeste und religiösen Feiern auf dem Archipel. So waren im März einige der insgesamt 14 festangestellten Mitarbeiter zwei Wochen auf Gran Canaria unterwegs, um in den meisten Gemeinden der Insel Abschussvorrichtungen für Feuerwerkskörper zu installieren.

Ein ganz besonderer Spezialeffekt ist das hoch am Himmel rotierende Feuerrad
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Ein ganz besonderer Spezialeffekt ist das hoch am Himmel rotierende Feuerrad
Die Choreografie eines Grossfeuerwerks ist sehr kompliziert. Auf viele Details muss geachtet werden. Beim rund halbstündigen Silvesterfeuerwerk vor dem Inselpalast in Santa Cruz wurden beispielsweise 4.000 einzelne Feuerwerkskörper auf einer Front von 300 Meter montiert.

Fünfeinhalb Kilometer Kabel wurden verlegt um durch den Einsatz von 153 Kilogramm Schwarzpulver Leuchtkugeln mit einem Gesamtgewicht von rund 11,3 Tonnen Ladung in den Nachthimmel zu jagen.

Die Vorbereitungen für den flammenden Nachthimmel zum Jahreswechsel dauerten erheblich länger: Vier Tage wurden für den Aufbau der Abschussvorrichtugen vor Ort benötigt, der Zusammenbau der einzelnen Feuerwerkskörper und die Zusammenstellung des Arrangements zogen sich über eine Woche hin. „Im Prinzip können wir innerhalb von elf Tagen eine Großveranstaltung auf die Beine stellen“, bestätigt Geschäftsführer Marcos Antonio Toste.

Trotzdem ist der Vorlauf länger, da zuvor verschiedene Genehmigungen für das bunte Spektakel am Himmel eingeholt werden müssen. Bei einer Pulverladung bis zu 50 Kilogramm reicht die Genehmigung des örtlichen Rathauses aus. In den Gemeinden rund um den Flughafen Los Rodeos muss außerdem die Flughafenbehörde AENA ihr O.K. geben.

Bei größeren Ladungen ist die  Zustimmung der zuständigen Behörde der Regionalregierung erforderlich. Zusätzlich werden weitere Gutachten fällig. Der Ablauf einer Veranstaltung unterliegt den Strengen gesetzlichen Sicherheitsbestimmungen, die beispielsweise den Abstand der Zuschauer zu den Abschussvorrichtungen regeln.

Seit gut zwanzig Jahren werden die Feuerwerkskörper per Computer in den Himmel geschossen. Der EDV-Einsatz ermöglicht nicht nur ein exakteres Timing des Veranstaltungsablaufes, sondern erhöht auch die Sicherheit des Personals, da die Mitarbeiter die Lunte nicht mehr selber anzünden müssen.

Es gibt zahlreiche Einsatzmöglichkeiten für die einzelnen pyrotechnischen Wunderwerke. So wurde bei der diesjährigen Gala zur Wahl der Karnevalskönigin der Bühnenrand mit aus Röhren prasselnden Funken dekoriert. Es gibt „Pyro-Musicals“ bei denen der Einsatz der Feuerwerkskörper mit klassischer Musik kombiniert wird. Am geläufigsten ist das Groß-Feuerwerk zum Abschluß einer Veranstaltung.

Dabei  „überlassen die meisten Kunden das Arrangement eines Feuerwerks uns“, weiss Marcos Antonio Toste zu berichten. Der Ablauf wird ohnehin stärker durch den vorgegebenen Veranstaltungsort als durch künstlerische Inspirationen bestimmt. Eine Ortsbegehung und ein exakter Lageplan gehen jedem Feuerwerk voraus.

Ein pyrotechnisches Flammenmeer besteht aus vielen einzelen Komponenten. Schon für eine halbe Minute minimalen Feuerzauber sind 15 Knallkörper mit Durchmesser von 10  Millimetern notwendig. Die Hermanos Toste S.L. produziert rund neunzig Prozent des verwendeten pyrotechnischen Materials selbst.

Die Herstellung der Feuerwerkskomponeten ist nicht ungefährlich. Sie erfordert sauberes und exaktes Arbeiten. So werden alle Pulverstoffe gesiebt, um Verunreinigungen auszuschliessen. Überall auf dem Betriebsgelände  sind Schilder zu sehen, auf denen ausdrücklich auf das herrschende Rauchverbot hingewiesen wird.

An jeder Ecke gibt es Kästen mit Feuerlöschern und Schläuchen. Oberhalb des Firmengeländes  befindet sich ein Wasserauffangbecken für den Notfall. Die Ladung eines Feuerwerkskörpers besteht, vereinfacht gesagt aus Schwarz- oder Chloridpulver und Farbpulver, das mit einem Zusatzstoff in Kugelform um ein Vogelfutterkorn herumgebunden wird.

Anschließend wird die Mischung mit Luft in einem Trockenraum gehärtet. Dieser Prozess dauert eine gute Woche. Der Grundstoff der Farben sind die Karbonate verschiedener chemischer Elemente: Strontium erzeugt beispielsweise Rot, Natrium Gelb, Barium Grün und Kupfer Blau. Es gibt aber auch Multi-Farbkugeln.

Der eigentliche Feuerwerkskörper wird aus verschiedenen Elementen zusammenmontiert. Die Außenhülle besteht aus zwei Plastikhälften, die mit einem Lösungsmittel bestrichen und per Hydraulik- oder Schraubpressen zusammmengefügt werden. Im Inneren befinden sich eine Pulverladung und die Farbkugeln. Am unteren Ende wird bei mobilen Feuerwerkskörpern ein Treibsatz sowie die Zündschnur angebracht.

Zwischen Ladung und Treibsatz befindet sich eine Pulverschicht, die die Zündung des Treibsatzes um vier Sekunden verzögert. Das dient der Sicherheit, da verhindert wird, dass der Sprengkörper sofort explodiert. Das Moment der Zeitverzögerung kann aber auch als dramaturgisches Element eingesetzt werden.

Die Wirkung und Ausbreitung des Flammenzaubers wird hingegen durch die Form des Plastikgehäuses der Ladung bestimmt. Die schmalen Raketen, auf spanisch „cohetes“ genannt,  schwirren steil in den Himmel und explodieren. Die „carcassa“ genannten Kugel- und Zylinderbomben verteilen die bunten Flammen entsprechend ihrer Form und der Anordnung der Kugeln.

So können beispielsweise bunte herzförmige Muster am Himmel erzeugt werden. Eine große „carcassa“ hat einen Durchmesser von 35 Zentimetern und wiegt rund zwanzig Kilogramm. Römische Lichter oder Feuertöpfe, die sogenannten „candelas“, werden fest am Boden installiert und verschiessen in kurzen Abständen bis zu zehn Lichter.

Zwischen den einzelnen Ladungen befinden sich Pulverschichten, die den zeitlichen Abstand der einzelnen Leuchtfeuer bestimmen. Desweiteren gibt es Feuerwerkskörper, die aus dem Wasser emporschiessen und Sonderanfertigungen für Spezialeffekte.

Dazu zählt der leuchtende Vulkan mit den hervorquellenden Lava-Massen für die „Fiesta del Vulcano“, die im Mai 2006 in Garachico anlässlich des Vulkanausbruches im Jahre 1706 zelebriert wurde. Diese Eruption beendte vor 300 Jahren die große Ära des Städtchens als Wein-Metropole und Exporthafen.

Ein besonderer Effekt ist auch das rotierende Feuerrad. Dabei werden acht kleine Feuerwerkskörper mit Farbkopf an ein kleines Plastikrad montiert. Nach der Zündung rotiert das Rad 150 Meter hoch in den Himmel. Dort explodieren acht Leuchtladungen. Anschließend sinkt das Rad in die Tiefe, um kurz darauf wieder in die Höhe zu schiessen.

Das wird durch den zweiten Treibsatz von vier Ladungen ermöglicht, die nach dem Verbrennen einer zwischengeschalteten Pulverschicht gezündet werden.

Weitere Informationen zu Feuerwerken erhalten Sie unter www.pirocam.com.