Teatro GuimeráTeneriffas Theater Tradition | | © tfpelmarw |  | | 11.05.2006 - Teneriffa - Vor der Eröffnung des Auditoriums in Santa Cruz war das Teatro Guimerá der Mittelpunkt des kulturellen Lebens auf Teneriffa: Ein architektonisches Kleinod aus dem 19. Jahrhundert. Beim Auditorio de Tenerife dauerte es bekanntermaßen dreißig von den ersten konzepzionellen Überlegungen bis zur Einweihung. Auch der Bau des Teatro Guimerá, rund 150 Jahre vorher, lief nicht ohne Probleme ab.
 | | © tfpelmarw |  | Blick in den Zuschauerraum | Dort wo heute das Theater steht, befand sich einst eine Kapelle, die der Eroberer Teneriffas, der Adelantado Alonso Fernández de Lugo einst errichten liess. 79 Jahre später wurde sie auf Anordung des spanischen Königs Phillip II. Gebäude zu einem Dominikaner-Kloster erweitert. Einen dramatischen Tag erlebte das alte Gemäuer am 25. Juli 1797, als die Flotte des britischen Generals Horacio Nelson versuchte Teneriffa zu erobern. Die Bewohner stapelten in der Kirche Holz und andere Brennmaterialien, um die Kapelle im Zweifelsfall anzuzünden. Das war allerdings nicht nötig, da der Gegner kapitulierte. Aufgrund dieses Ereignisses wurde um die Kapelle und das Kloster eine Mauer gezogen und der zentrale Platz des Geländes „ Plaza de Santo Domingo (Platz des Heiligen Domenikus)“ getauft. So hiess er bis zum 29. November 1853, als die vorbeiführende Strasse in „Calle del Teatro (Theaterstrasse)“ umgetauft wurde. Sechs Jahre später wurde der Platz wieder vorübergehend „Plaza de Santo Domingo“ benannt. Heute heisst nur noch der kleine Garten vor dem „Casa de Ahorros“ so, in dem das Finanzamt der kanarischen Regierung untergebracht ist. Kultur statt Knast auf dem Klostergelände
 | | © tfpelmarw |  | Sicht vom Rang auf die Bühne |
Der Platz vor dem Theater wurde in Erinnerung an die Seeschlacht gegen die Briten am 21. Februar 1923 in „Isla de Madera (Holzinsel)“ getauft. Das Kloster gab es da schon über 100 Jahre nicht mehr, da es 1820 ausgebrannt war. Die Ruine stand in der Folge zwar unter städtischer Verwaltung, gehörte aber dem Staat und der König ordnete 1839 an, dass an ihrer Stelle ein Gefängnis errichtet werden sollte. Den Bürgern von Santa Cruz passte es überhaupt nicht, das mitten in ihrerer Stadt eine Haftanstalt entstehen sollte. Acht Jahre später hatte man eingesehen, dass selbst den Strafgefangenen ein Leben in dem zerstörten Kloster nicht zugemutet werden konnte. Die Häftlinge wurden ins Franziskanerkloster verlegt. Diese Situation nutzten der Bürgermeister und der Regionalgouverneur, um der königlichen Regierung den Vorschlag zu unterbreiten, ein Nationaltheater zu bauen. Dem wurde stattgegeben mit der Begründung, dass es „unentschuldbar sei, wenn ein Hafen und Ort des Austausches keinen würdigen Ort zur Pflege der Harmonie der Zivilsation und Kultur seiner Einwohner hat.“ Die Wahl des Ortes stiess aber nicht bei allen Bürgern auf Gegenliebe. Manche fanden es pietätlos, dass auf dem alten Klostergelände, wo einst auch Beerdingungen stattgefunden hatten, die letzte Ruhe der Verstorbenen durch Theater-Spektakel gestört werden sollte. Mit dem aus Burgos zugereisten Manuel de Oraà y Arcocha war auch schnell ein Archtitekt gefunden. Sein Entwurf orientierte sich am Königlichen Theater in Madrid. Er sah zwei Logenformen vor die sich auf mehreren Ebenen verteilen. Nach der Erweiterung im Jahr 1880 hatte das Teatro Guimerá ein Fassungsvermögen von 764 Besuchern, die sich auf 48 Logen, 264 Parkettplätze und 130 Plätze auf der Galerie verteilten. 1911 wurde das Theater noch einmal erweitert. Die Fassade wurde in späteren Jahrzehnten mit Basaltgranit verkleidet. Zahlreiche Nachbesserungen
 | | © tfpelmarw |  | Die Massen bei der Beerdigung von Àngel Guimerá in Barcelona |
Nach der Bühnenerweiterung im Jahre 1989 bedeckt das Gebäude heute 30 mal 40 Meter. An Ideen mangelte es in der Gründungsphase nicht. Woran es haperte, war das Geld zum Erwerb des alten Klostergeländes und seines Gemüsegartens. Die Stadtkassen waren leer. Daher kam man auf die Idee kanarische Auswanderer auf Kuba um Spenden anzugehen. Da die Wirtschaft dort zu diesem Zeitpunkt prosperierte, spendeten die Auswanderer auch bereitwillig Geld für das neue Schauspielhaus in ihrer alten Heimat. Trotzdem konnte das Stadtwappen erst elf Jahre nach der Eröffnung am Theater angebracht werden. Geldmangel war auch der Grund dafür, dass der Theatersaal bei der Eröffnung noch nicht fertig gestrichen war. Auch der Wassertank für den Fall eines Brandes war nicht gefüllt und das sollte noch lange Zeit so bleiben. Selbst dreissig Jahre später musste die Feuerwehr noch mit Schläuchen bei den Vorstellungen präsent sein. Kleine Pannen, die ein wenig an die Eröffnung des Auditorium erinnern, wo der Spielbetrieb bereits lief, obwohl noch keine endgültige Bauabnahme statt gefunden hatte. Auch beim Bau des Teatro Guimerà gerieten die Arbeiten in Verzug. Eine Woche vor der Eröffnung am 26. Januar 1851 war im „El Avisador de Canarias“ zu lesen: “Von Dienstag bis Freitag bleibt noch Zeit das Theater in einen Zustand zu versetzen, in dem Aufführungen stattfinden können. Jedes Lob ist zu klein für die zuständige Komission, wenn es diesem unermüdlichen und ehrenwerten Kreis gelingen sollte, die Arbeiten in einer Form zu beenden, die den kulturellen Ansprüchen der Einwohner dieser Stadt entspricht.“ Am Eröffnungstag war das Theater noch nicht einem bespielbaren Zustand. Als sich am Abend der Vorhang hob, war seine Farbe noch frisch. Gelobt wurde die Beleuchtung, die aus Petroleumlampen an den Brüstungen und Kronleuchtern mit Kerzen bestand.
 | | © tfpelmarw |  | Die Bronzestatue vor dem Theater |
Am Einweihungstag spielten die „Sociedad Filarmónica“, ein Kreis von Musikliebhabern, die sich zu diesem Anlass zusammengefunden hatte. Während des Auftrittes regneten Flugblätter auf das Publikum herab, in denen der Anlass des Tages, die Stadt Santa Cruz und ihr Rat, die Regierung und die Theaterkommision gepriesen wurden. Auch eine Schar Tauben flog durch den Raum. Am Ende aplaudierte das Publikum begeistert. Auch einen Verhaltenskodex für das Publikum und den Theaterbetrieb gab es. So mussten Stücke einem Zensor vorgelegt werden. Theater-Abonnements waren nicht erlaubt, um jedem einen Theaterbesuch zu ermöglichen. Schauspieler und Autoren mussten sich den Applaus bei den Vorhängen am Ende des Stückes genauso genehmigen lassen, wie Zuschauer, die ihren Helden Blumen auf die Bühne werfen wollten. Außerdem war es verboten, „Hunde mit zu bringen, mit Stöcken und Regenschirmen auf den Boden zu schlagen, Worte vorzusagen“ oder Dinge zu tun, die „gegen die guten Sitten verstossen und die Ruhe des Publikums stören.“ In solchen Fällen konnten sogar Geldstrafen verhängt werden. Obwohl das Theater bereits 1860 eingeweiht wurde, dauerte es neun weitere Jahre, bis ein Betreiber für die Programmgestaltung gefunden war. Das erste Stück war „Marina“ von Arrieta, das bereits in Madrid fünf Jahre lang mit Erfolg gelaufen war. Die erste Oper wurde am 31. März 1931 aufgeführt: „Hernani“ von Verdi, das auf einer Novelle von Victor Hugo basiert. Aufsehen erregte auch die Theater-Version von „Kurier des Zaren“ nach dem Roman von Jules Verne. Komplizierte Namensfindung
Was dem Theater nach der Eröffnung fehlte war ein passender Name. Anhänger der Monarchie wollten es nach „Isabel II“ benennen. Tatsächlich firmierte es unter den Namen „Stadttheater“ und „Prinzliches Theater“. 1924 fand ein Ereignis statt, das zur endgültigen Namensgebung führte: In Barcelona war der berühmte Schriftsteller und katalanische Nationalist Angel Guimerà gestorben. 100.000 Menschen folgten seinem Sarg. Guimerá war mit romantischen Gedichten und Historiendramen berühmt geworden. Unter anderem hat er das Theaterstück „Terra Baixa“ geschrieben nach dem D`Albert 1896 die später auch verfilmte Oper „Tiefland“ komponierte. Angel Guimerá war 1845 in der Strasse, die am Theater, das heute nach ihm benannt ist, vorbeiführt, geboren worden, aber als Kind mit seinen Eltern ins katalonische Tarragona gezogen. Trotzdem waren die Kanaren für ihn zeitlebens eine Inspirationsquelle. So hat er das Gedicht über den Tod seines Bruders nach Teneriffas Vulkan „Al Teide“ benannt.
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