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Ausstellung Revolución y Comercio

Die Vermarktung des Che Guevara

Ein Souvenier, das Che Guevara vermutlich nicht gefallen hätte
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Ein Souvenier, das Che Guevara vermutlich nicht gefallen hätte
07.10.2006 - Teneriffa - Für seine Anhänger war er ein heldenhafter Revolutionär, für seine Gegner ein Massenmörder. Für den Rest der Welt ist er eine Pop-Ikone: Ernesto "Che" Guevara. Sein Porträt, das posthum Millionen von T-Shirts und Poster zierte, machte aus dem argentinischen Arzt und späteren kubanischen Minister, der 1967 als Guerillakämpfer mit Unterstützung der CIA im bolivianischen Dschungel getötet wurde, ein generationsübergreifendes Idol. Eine Ausstellung im "Museo Municipal" in Teneriffas Hauptstadt Santa Cruz veranschaulicht den Ursprung und die Auswüchse des Guevara-Kultes.

Ches Konterfei konzipiert aus Konzern-Logos
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Ches Konterfei konzipiert aus Konzern-Logos
Ob Che Guevara die millionenfache Verehrung gefallen hätte, die nach seinem Tod einsetzte, ist zu bezweifeln. Er gab sich stets als Asket und vermied jeden Personen-Kult. Gleichzeitig war er eine der treibenden Kräfte der kubanischen Revolutionsgerichte, die zahlreiche Todesurteile fällten. Guevaras Fans hingegen schwärmen davon, dass sich Che nie korrumpieren liess und die Ideale der Revolution in die anderen, meist von Militärdiktaturen beherrschten Ländern Südamerikas tragen wollte.
 
Tatsache ist: Che Guevara hat das Foto, das ihn weltberühmt machte, nie gesehen. Es entstand bei einer Trauerfeier am 5. März 1960 für 135 getötete Revolutionäre in Havanna, an der auch die französischen Philosophen Simone de Beauvoir und Jean Paul Sartre teilnahmen. Fidel Castro hielt an diesem Tag eine seiner zahlreichen langatmigen Reden. 

Das Foto das Che zum Massen-Idol machte
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Das Foto das Che zum Massen-Idol machte
Das Foto war ein Zufallsprodukt, das noch nicht einmal für die Berichterstattung in der Tagespresse verwendet wurde. Allerdings war der Fotograf Alberto Korda von dem melanchonisch-ernsthaften Blick des damals gerade einmal 32 Jahre alten Revolutionärs auf einem Gruppenfoto derart faszinert, dass er den Ausschnitt mit dem Gesicht Guevaras vergrößerte und Kopien davon an Bekannte weitergab.
 
1967 bekam der italienische Verleger Lawrence Ferlinghetti das Guevara-Porträt bei einem Kuba-Besuch vom Fotografen geschenkt, da sich sonst keiner dafür interessierte. Der Millionär Ferlinghetti war eine vielschichtige Persönlichkeit. Er hatte den in der Sowjetunion verbotenen Pasternak-Roman "Doktor Schiwago" berühmt gemacht, unterstützte zahlreiche revolutionäre Bewegungen und hatte einen ausgeprägten Geschäftssinn. 

Mode-Prophet für Gaultier
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Mode-Prophet für Gaultier
Er erkannte sofort, welch umsatzkräftiges Potential das Foto in Bezug auf die als Zielgruppe auserkorene revolutionär gesinnte Jugend in den westeuropäischen Ländern besass. Da Che Guevara am 9. Oktober des selben Jahres starb, konnte bei der Vermarktung des Guevara- Konterfeis von Anbeginn der frisch erworbene Märtyrer-Status des jungen Helden werbewirksam eingesetzt werden. 
 
Che Guevara wurde ein Symbol der Pop-Kultur. Anfangs verwendeten nur revolutionär gesinnte Gruppen und linkspolitische Aktivisten das Kult-Foto. Doch bald löste sich das Bild von seinem ideologischen Hintergrund. Bereits 1969 erschien das Che-Motiv auf dem Plakat für einen schnellproduzierten US-Film über den Revolutionär, in dem Omar Sharif Che Guevara mimte und Jack Palance Fidel Castro verkörperte. 
 
Andy Warhol benutzte das Bild für eine Serie von Farbdrucken, Madonna kreiierte Variationen des Kult-Konterfeis für Platten-Covers und Plakate, Designer Jean Paul Gaultier bewarb mit Che seine Modekollektion. 

Che als Dollar-Ikone: Posthumer Verfremdungseffekt
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Che als Dollar-Ikone: Posthumer Verfremdungseffekt
Sehr zum Unbill des Fotografen fanden selbst Alkoholhersteller und Sexshops Gefallen am Porträt des vor fast vier Jahrzehnten verblichenen Revolutionärs. Nur machen konnte Korda nichts dagegen. Weder er noch andere besassen das Copyright am Bild, mit dem sie verhindern konnten, dass Schindluder mit dem Andenken des kubanischen Revolutionshelden getrieben wurde. 
 
Die Ausstellung Che! Revolución y Comercio ist noch bis zum 5. November im Kunstmuseum Museo Municipal in der Calle José Murphy 12 in Santa Cruz zusehen. Dort sind auch die anderen Fotos zu sehen, die Alberto Korda bei der Trauerfeier am 5. 5ärz 1960 machte. 
 
Das Museum ist dienstags bis freitags von 10 bis 20 Uhr geöffnet, an Sams-, Sonn- und Feiertagen von 10 bis 15 Uhr. Der Eintritt ist frei.