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Tiergerechte Reitausbildung

Harmonie zwischen Mensch und Tier

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13.05.2006 - Teneriffa - Gute Laune ist auf dem 1000 Meter hoch gelegenen Reitplatz der Finca Verde oberhalb von La Orotava angesagt, einem Reiterhof mit traumhafter Aussicht auf den Atlantischen Ozean. Reitlehrer Markus Eschbach dirigiert eine Schülerin im Schritttempo im Slalom um rotweisse Hütchen. Er erklärt dabei, wie das Gewicht verlagert werden muss, wenn das Pferd die Richtung ändern soll. Der Rest der Gruppe schaut dabei aufmerksam zu. Das größte Glück auf Erden liegt einem Sprichwort gemäß auf dem Rücken der Pferde.

Reituntericht vor einem einmaligen Panorama
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Reituntericht vor einem einmaligen Panorama
Doch bis man das Reiten einigermaßen beherrscht,  bedarf es eines gewissen Trainings um den richtigen Umgang mit dem Tier zu erlernen.
 
Pferde sind eigenwillige Herdentiere und darüberhinaus sehr schreckhaft. Sie haben einen angeborenen Fluchtimpuls, der sie in für sie befremdlichen Situationen davon- rennen lässt. Damit der Mensch ein Pferd reiten kann, muss das Tier ihn als sein „Leittier“ akzeptieren. Dazu bedarf es einer repektvollen, harmonischen Beziehung zwischen dem Reiter und dem Tier, bei dem einerseits die Frage der Hierarchie geklärt, andererseits aber auch das „Gespräch“ mit dem Tier gesucht werden muss. 

Der
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Der "Round Pen" dient zur Verhaltensschulung
Beim sogenannten „Indianischen Reiten“, das auf der „Finca Verde“ in La Orotava geschult wird, geht es darum, Wissen  zu vermitteln, bei denen das Pferd den Menschen ohne Zwang als ranghöher akzeptiert und dies praktisch zu üben,
 
Die Indianer und Mongolen wandten diese Methoden bereits vor Jahrthunderten an. Die Reitervölker nutzten dabei „gebisslose“ Halfter. Sie mussten ihre Pferde mit dem Körper und den Beinen dirigieren, da sie die Hände  zum Schiessen mit Pfeil und Bogen brauchten.
 
Die im traditionellen Reitbetrieb eingesetzte Trense geht auf die Griechen zurück. Die Hellenen bremsten das Pferd durch hartes Ziehen an den Zügeln mit der einen Hand  schnell und schmerzhaft ab, während sie mit der anderen Hand das Schwert führten. Ziel des „Indianischen Reitens“ ist es aber, ein Pferd auszubilden und zu reiten, ohne ihm Schmerzen zuzufügen.  Dadurch ist das Pferd motiviert, die gestellten Aufgaben freiwillig auszuführen.
 
Übungsreihen im "Round Pen"
 
Beim „Indianischen Reiten“ wird auf die naturgegebenen Eigenschaften des Pferdes gesetzt und versucht die Beziehung mit den Augen des Tieres zu betrachten. Das Pferd ist ein Herdentier und ordnet sich  der Leitstute unter, die ihre Gruppe führt. Diese Akzeptanz muss der Reiter auch für sich erreichen, wenn das Pferd seinen Willen umsetzen soll. 
 
Ein wichtiges Hilfsmittel ist dabei der „Round Pen“, eine runde Koppel mit einem Durchmesser von rund 18 Metern, in dessen Mitte der Reiter steht. Er versucht das Pferd in Bewegung zu halten, um die Gangarten und das Tempo zu kontrollieren. Mit Gesten und durch die Verlagerung seines Standortes lässt er es an der Begrenzung des Rondells entlang laufen. 

Während des Unterrichtes werden die Gangarten geübt
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Während des Unterrichtes werden die Gangarten geübt
Dabei  ist eine ruhige und eindeutige Körpersprache wichtig, damit das Pferd versteht, was von ihm verlangt wird. Eine auffordernde Bewegung aus einer Position hinter dem Pferd lässt es traben oder gallopieren, ein Handzeichen aus einem Blickwinkel vor dem Tier lässt es anhalten. Eine leichte, aber entschiedene Annäherung führt zum Richtungswechsel. Dabei darf der Reiter aber nicht blitzartig den Abstand verkürzen oder in hektische Bewegungen verfallen.  
 
Unsicherheit  löst beim Pferd das genaue Gegenteil der gewollten Reaktionen aus: Es beginnt zu scheuen oder versucht zu fliehen. Bei jungen Pferden wird die Arbeit im „Round Pen“ auch als „Reiten auf Distanz“ bezeichnet, es ist quasi eine Trockenübung,  bevor der Reiter in den Sattel steigt.
 
Klärung der Rangordnung

Bereits Kinder werden mit dem Pferd vertraut gemacht
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Bereits Kinder werden mit dem Pferd vertraut gemacht
Auch „unreitbare“ Pferde, die ausschlagen oder keinen Menschen an sich heranlassen, können durch die ruhige Arbeit „im Round Pen Schritt für Schritt therapiert werden“, weiss Markus Eschbach zu berichten. Im Gegensatz zum allgemein üblichen Longieren, das eine reine Laufübung ist,  hat die Arbeit im „Round Pen“ einen psychologischen Hintergrund. Der Reiter hält das Pferd in Bewegung und bestimmt was es zu tun hat. In der Folge sieht ihn das Tier  als ranghöher an. 
 
Es gibt weitere Übungen um ein Pferd auf sanfte Art gefügig zu machen. So geht der Reiter immer vor dem Pferd. In dieser Leittierfunktion bewegt er sich vorwärts, rückwärts oder seitwärts, wobei das Tier ihm folgen muss, weil es seinem natürlichen Verhalten entspricht. Er achtet auch darauf, dass das Pferd den Kopf nicht zu hoch trägt, da dies unerwünschte Anspannungen oder gar den Fluchtreflex fördern könnte. 
 
Beim „Indianischen Reiten“ wird auf Gerte, Peitsche und Sporen  verzichtet und der Einsatz von Hilfsmitteln auf ein Minimum beschränkt. Auch auf das grobe Ziehen  an den Zügeln, wodurch das Tier mittels  schmerzhaftem Druck der Trense an den Lefzen zum Stehen gebracht wird, wird  im Gegensatz zum herkömmlichen Reitsport verzichtet. Der Reiter dririgiert das Pferd durch die Verlagerung des Gewichtes und den Druck der Schenkel. Wenn er tief im Sattel sitzt, ist das für das Pferd das Signal, anzuhalten.
 
Spielerische  Vermittlung

Das
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Das "Rückwärts-Sitzen" soll Sicherheit vermitteln
Im Reitunterricht werden die Techniken auf spielerische Art und Weise vermittelt, beispielweise dann, wenn die Schüler  mit dem Rücken zum Kopf des Pferdes sitzen und jetzt das Pferd lenken müssen. Zweck der Übung ist es, die Feinmotorik  zu schulen, da die Reitschüler genau die Signale umgekehrt geben müssen, als wenn sie richtig herum im Sattel sitzen würden. 
 
Neben dem Reiten für Erwachsene wird auf der „Finca Verde“ auch Reiten für Kinder angeboten. Den Kids soll dabei vor allem der Kontakt und Umgang mit dem Tier vermittelt werden. Es gibt auch Reitstunden für Behinderte, die in Zukunft noch erweitert werden. 
 
So kann durch das Reiten beispielsweise bei Multipler Sklerose die Rücken- und Bauchmuskulatur durch die sogenannter „passive Bewegung“ gekräftigt werden. Gemeint ist damit, dass die Muskulatur, schon dadurch beansprucht wird, weil der Reiter automatisch auf die wogenden Bewegungen des Pferdes reagiert. Die Leitung der Heiltherapie-Reitprogramme haben dabei eine Physiotherapeutin, eine Sporttherapeutin und ein Sozialpädagoge. 

Kinder lernen spielerischer
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Kinder lernen spielerischer
Die „Finca Verde“ bietet  komplette Reiturlaube an, bei denen sattelfeste Reiter auch an entspannten Tagesritten oder mehrtägigen Trekking-Touren zu Pferd teilnehmen und  die weitläufigen Kiefernwälder und Vulkanlandschaften Teneriffas erkunden können. Reiter und Nichtreiter können dabei auf dem ehemaligen Kleinbauernhof „Finca Verde“ in acht gemütlichen und auf baubiologische Weise errichteten Studios wohnen.
 
Außerden werden Seminare und Übungseinheiten für Pferd und Reiter mit international anerkannten Pferdekennern und Buchautoren veranstaltet, etwa mit GaWaNi, der das Vorbild für den Titelhelden in Robert Redfords Film der „Pferdeflüsterer war. Darüber hinaus können die Reitexperten der „Finca Verde“ für Seminare gebucht werden und haben bereits Kurse für Pferdekommunikation in Deutschland, England, Frankreich, den Niederlanden, Schweden, Belgien und der Schweiz erfolgreich durchgeführt.

FINCA VERDE
Andrea & Markus Eschbach
Ctra. General Las Cañadas 273
(Ausschilderung bei Kilometer 10
linker Hand in Richtung Teide)
E-38310 La Orotava/Tenerife
Tel./Fax: (0034) 922 33 40 07
info@indianisches-reiten.com
www.indianisches-reiten.com