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Das AD-Festival in Arona

Wunderbare Werbewelt

© tfpelmarw
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13.05.2006 - Teneriffa - Ein Hauch von Hollywood lag am 6. Oktober 2005 über Playa de las Américas. Ein langer roter Teppich war vor der Pyramide neben dem Hotel „Resort Mare Nostrum“ ausgerollt worden. Limousinen fuhren vor. Chauffeure rissen Fahrzeugtüren auf. Elegant gekleidete Damen und Herren stiegen aus und stolzierten die Stufen zum Eingang hinauf.

Dort wurden sie  von Fotografen und Kameramännern umdrängt, während die gaffenden Touristen hinter den Absperrungen fragten, was das Ganze zu bedeuten habe.  Die Erklärung lieferte ein Transparent über dem Eingang, das angesichts der riesigen, darüberplazierten Plakatwand für die regelmässig in der Pyramide  stattfindenden Musicals „Destino y Pasíon“ und „Don Juan“ ein wenig unterging.

An diesem denkwürdigen Abend fand in der Touristenmeile der Gemeinde Arona zum ersten Mal die Awards Nacht des „Advertising Festival & AD Awards“ statt. Dort wurden die Produzenten der besten Werbespots, Zeitungsanzeigen, Plakate und Direct Mail-Aktionen der einzelnen Branchen  geehrt. Zu den Preisträgern gehörte unter anderem die kanarische Fluglinie Binter. Auch  der aktuelle Clip des Schokoladehersteller Milka mit dem neusten Auftritt der bekannten lila Kuh wurde ausgezeichnet. Da die Veranstaltung auf Teneriffa stattfand, wurde natürlich auch die beste Fremdenverkehrswerbung für Hotels, Fluglinien und Kreuzfahrten prämiert.

Die wohl  erstaunlichste Erkenntnis des Abends war, dass es heute möglich ist, Finanzdienstleistungen ähnlich actiongeladen und farbenfroh wie Softdrinks anzupreisen. So zeigte der Werbe-Spot der „Arabic Insurance“  einen Taucherkäfig, der von einem gigantischen Hai attakiert wird, um die Vorzüge seiner Angebotspalette zu verdeutlichen. Der Preisträger nahm seine Auszeichnung dann auch passenderweise in einem Taucheranzug entgegen.

Als besonders stimmungsvoll erwies sich der Veranstaltungsort: Die Bühne und die zahlreichen Tische waren an der Rückseite der Pyramide vor einem riesigen Wandbild mit farbenfrohen Motiven antiker Sagen plaziert worden. Die Moderatoren parlierten in Spanisch und Englisch, in den Pausen rockten die Independent Bands „Favola“ und „Belen Arjona“ los. Teneriffas Vorzeigesängerin Marta Solís stellte Teile ihres Repertoires vor, auch folkloristisch angehauchte Liedermacher traten auf.

Zu den Sponsoren gehörten unter anderem VW und die kanarische Wirtschaftsförderungsgesellschaft Proexca, deren Vertreter auch als Laudatoren auftraten. Am Tag zuvor hatte ein Kongress stattgefunden, der unter dem Motto „Ads and Impact“ stand und sich mit der Wirksamkeit von Werbung und der möglichst effektiven Verbreitung ihrer Botschaften befasste. Diese Themenstellung existiert zwar seit mehr als hundert Jahren, doch die gesellschaftlichen Veränderungen und die Vermehrung der Kommunikationskanäle stellen die Werbetreibendenden vor immer neue Aufgaben.

Eine Kampagne besteht heutzutage aus einem Gesamtkonzept, bei dem viele verschiedenen Massnahmen zeitlich aufeinander abgestimmt eingesetzt werden und dabei den größtmöglichen Effekt erzielen müssen ohne den Kostenrahmen zu sprengen. Neben traditionellen Werbemitteln wie Film, Funk und Print nimmt das Internet einen immer größeren Raum ein, doch auch das Handy kann, beispielsweise in der Form von Massen-SMS, als Werbemittel benutzt werden.

Sowohl das Net als auch das Mobiltelefon haben den Vorteil, „interaktiv“ eingesetzt werden zu können. Das heisst, dass der Verbraucher bei Befragungen per Knopfdruck antworten oder auch an Preisausschreiben teilnehmen kann. Es gibt bereits Entwicklungen, bei denen mit dem Ansteuern bestimmter Punkte auf dem Bildschirm per  Fernbedienung Pop Up Fenster mit Produktinformationen während der laufenden Sendung heruntergeklappt werden können. Auch das Sponsoring wird in Zukunft immer intensiver betrieben. Das heisst, auf das Fernsehen bezogen, das Unternehmen nicht nur Programminhalte präsentieren, sondern in mehrfachen, bis zu 15 Sekunden langen Einblendungen sogar Merchandise-Produkte oder Hinweise auf die Internet-Seite des Sponsoring-Partners kommuniziert werden können. Zudem wird die Produktion von Fernsehfilmen durch Wirtschaftsunternehmen zwecks Imageförderung zunehmen.

Trotzdem ist die Print-Werbung nicht tot, denn sie hat einen großen Vorteil: Im Vergleich zu elektronischen Medien erfordert sie keine großen Produktiosbudgets. Hier steht einzig und allein die Kreativität des Gestalters im Vordergrund. Seine Aufgabe ist es, nach dem Motto „Break all the rules“, ausgetretene Pfade zu umgehen und immer wieder neue optische Reize zu schaffen. Das Motto heisst: „Keep it simple“. Das bedeutet, die Werbebotschaft mit einfachen Mitteln möglichst originell zu transportieren. Ein weiterer Schwerpunkt des Kongresses war der Begriff der „Marke“. Er nimmt einen immer weiteren Raum  im heutigen Marketing ein.

Die Schaffung einer Marke ist ein langwieriger Prozess, bei dem nicht nur das Produkt und die Werbung, sonder auch der Vertrieb, der Service und der ständige Kontakt zum Kunden eine Rolle spielt, geht es doch darum, eine dauerhafte Bindung zwischen Anbieter und Konsument zu schaffen. Dieses Ziel haben sich auch die Veranstalter des Werbe-Festivals in der Pyramide in Playa de las Américas gesetzt. Angesichts eines längeren Vorlaufs dürften sie im kommenden Jahr noch mehr Besucher anlocken, planen Werber doch bekanntlich langfristig und haben stets volle Terminkalender. Im Gegensatz zum Festival in Cannes, zu dem man auch mal schnell mit dem Auto runter düsen kann, muss für eine Veranstaltung auf Teneriffa immer noch vorab ein Flug gebucht werden.