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La Vela Puerca live Teneriffa

Treibender Ska vom Silberfluss

Cover-Kunst von La Vela Puerca
© tenpan
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Cover-Kunst von La Vela Puerca
15.05.2010 - Teneriffa - Der Prophet wird in seiner Heimat oft verkannt. Das passiert auch im spanischsprachigen Raum. So kommt es, dass die deutsche Alternativ-Szene aufgrund ihrer demographischen Grösse nicht nur als sozio-politologisches Phänomen, sondern auch als Absatzmarkt für szene-affine Interpreten aus anderen Ländern hochinteres-sant ist. Ein Beispiel dafür ist die Latino-Ska-Combo “La Vela Puerca” aus Uruguay, die am 28. Mai in Santa Cruz de Tenerife gastiert.

La Vela Puerca: Latino Ska aus Uruguay
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La Vela Puerca: Latino Ska aus Uruguay
“Es gibt in der südamerikanischen Rockmusik  eine Zeit vor Manu Chao. Und eine seit ihm”, weiss Sebástian Teysera, Gründer der Band La Vela Puerca aus Uruguay.
 
Sowohl mit der Band Mano Negra als auch Solo-Künstler hat der erwähnte, in Spanien ansässige Südfranzose auf beiden Seiten des Atlantiks eine Bresche für eine Musikform geschlagen, die in Deutschland unter “Ethno” läuft, in Spanien unter dem Begriff “Música Mestizas” bekannt ist.
 
Im grossen und ganzen ist darunter ein Musikstil zu verstehen, bei dem traditionelle folkloristische Ausdrucksformen mit Elementen der zeitgenössischen Musik, etwa Rock und Reggae, zu einem neuen eigenständigen Musik-Stil verschmelzen. 
 
In den Texten werden häufig soziale oder politische Themen aufgegriffen. Bei La Vela Puerca etwa, sind die Ska-Einflüsse unüberhörbar, die Form und Anlage der Gesangsparts gehen, so Teysera “auf die Murga”, den Bänkelgesang der kanarischen Karnevalsgruppen zurück.
 
Mit dieser extrem tanzbaren Mixtur hat die Band auch in Deuschland die einschlägigen Klubs und Hallen zum Toben gebracht, zum Beispiel das hannoversche “Bei Chez Heinz”-Open Air oder den “Bahnhof”  in Bochum-Langendreer.
 
Wie Bands mit vergleichbarem Publikumszuschnitt, etwa die spanischen “Amparanoia” oder die Mexikaner “Molotov” mit ihrem rebellischen “Gimme tha poder”-Gassenhauer, waren La Vela Puerca  im vergangenen Jahrzehnt zwischen Flensburg und Oberammergau mit schöner Regelmässigkeit zu Gast.
 
Dadurch  kam die Band zwar nicht in die Hitparade, erspielten sich aber ein treues Konzertpublikum.
 
Bei La Vela Puerca war der Schritt ins Ausland sogar eine Grundvorraussetzung, um als Band existieren zu können.
 
Kleiner als Dänemark
 
Salopp formuliert ist das Land Uruguay im Prinzip nicht viel mehr als eine Ansammlung  grösserer Vororte der ebenfalls am Rio de la Plata gelegenen argentinischen Hauptstadt Buenos Aires.
 
Dabei sollte nicht unerwähnty bleiben, dass der Rio de la Plata, auf Deutsch etwa der “Silberfluss”,  im bis zu 50 Kilometer breiten Unterlauf vor der Mündung eine eher graue Farbe hat und Silber, trotz eines Lockrufes, der Massen von Glücksrittern anzog, dort nie gefunden wurde.
 
Fakt ist auch, dass die Uruguayer so sehr auf ihrer Unabhängigkeit beharrten, dass sie mehrfache Eingemeindungsversuchen im 19. Jahrhundert durch den grossen Bruder Argentinien mit Waffengewalt energisch und erfolgreich abwehrten.
 
Diese geographischen und historischen Fakten haben zwar so gut wie nichts mit dem Musikgeschäft der heitigen Zeit zu tun.
 
Nur: Als Absatzmarkt für eine auch in Südamerika eher nischenorientierte Musikfarbe reicht ein Land nicht, in dem gerade eimal 3,3  Millionen Menschen leben.
 
Das sind etwas mehr als die Hälfte aller Dänen und für deren Hitparade, sollte es sie denn überhaupt geben, interessiert ausserhalb des Inselkönigreiches auch kein Mensch.
 
Darum zog “La Vela Puetca” von Anfang an durch die Klubs Argentiniens, mit dem Ziel von dort aus andere Länder zu erobern.
 
Was auch gelang und manchmal zu surrealen Vergleichen Anlass gibt.
 
“ Wir haben mal in der Hauptstadt von Mexiko gespielt. Das war wirklich surreal . . .echt  . . . TOO MUCH!!”, erinnert sich Sebástian Teysera grinsend.
 
Kein Wunder: Im Ballungsraum der Ciudad de Mexiko drängeln sich weit mehr als 20 Millionen Einwohner. Also rund acht mal soviele Menschen wie im beschaulichen Uruguay.