Theaterinszenierung der Weihnachtsgeschichte auf TeneriffaTejina folgt dem Stern | | © tenpan | | Weihnachtsgeschichte "live" in Tejina | 08.01.2011 - Teneriffa - Die Ankunft der Heiligen Drei Könige ist in Spanien allerorten ein grosses Spektakel. Die farbenfrohste Inszenierung der Weihnachtsgeschichte findet seit mehr als 100 Jahren auf dem Kirchplatz von Tejina, einem Aussenbezirk von Teneriffas Universitätsstadt La Lagunas, statt.
| | © tenpan | | Maria und Josef im Stall | Im Gegensatz zu den eher sachlich-nüchternen Ausdrucksformen der Protestanten, zieht die katholische Kirche opulente Inszenierungen vor. Die Gewänder der Geistlichen sind leuchten farbenfroh, Rituale und Zeremonien nehmen eine grossen Stellenwert ein, Umzüge durch die Strassen, in der Fachsprache auch “Prozession” genannt, stehen häufig auf der Tagesordnung. Gemäss der Bibbel sollen sich die Gläubigen zwar kein Bild von ihrem Gott machen doch die Kirchenoberen liessen in den vergangenen Jahrhunderten keine Chance ungenutzt, mittels bildender und darstellender Kunst ihren Schäfchen, die Mythen und Legenden des christlichen Glaubens auch bildhaft nahezubringen.
| | © tenpan | | Die Hirten kommen zur Krippe |
Malerfürsten wie Michelangelo sind so etwas wie die Mega-Stars der Sakralkunst, eine Branche, die in zu Zeiten der Renasissance und des Barocks von regelrechten Malfabriken dominiert wurde. Dort wurde auf Bestellung darauf los gemalt und gemeisselt. Viele der zahlreichen religiösen Kunstschätze in den alten Kirchen Teneriffas wurden nicht von lokalen Meistern wie Lujan Perez geschaffen, sondern in flämischen Manufakturen hergestellt.
| | © tenpan | | Verse für das Christkind |
Kein Wunder, dass sich auch Theaterinszenierungen der wichtigsten Ereignisse des Neuen Testaments, etwa der Kreuzigung und Wiedrauferstehung Christi oder der Weihnachtsgeschichte, grosser Beliebtheit erfreuen. Weihnachten als (Bühnen-) Spektakel Die wohl traditionsreichste Inszenierung der Geburt Christi auf Teneriffa wird seit 107 Jahren von Laiendarstellern auf dem Kirchplatz von Tejina aufgeführt. Anderswo auf der Insel werden die Heiligen Drei Könige per Hubschrauber eingeflogen, um die Huldigungen in den von Zuschauermassen dicht gesäumten Strassen entgegenzumehmen.
| | © tpew | | Die Burg des Herodes |
In Tejina dagegen wird die Weihnachtsgeschichte bis zum Erscheinen der drei Könige von rund hundert Akteuren nachgestellt. Einige von ihnen, etwa die Darsteller von Kaspar, Melchior und Balthasar, sind bereits seit einem Vierteljahrhundert mit von der Partie. Bereits Tage vot dem Spektakel beginnen die Vorbereitungen: Das Schloss des Königs Herodes und der höhlenähnliche Stall werden aufgebaut, ebenso die lange Gemäldewand mit der Landschaft Judäas, die als Kulisse dient und die Zuschauertribüne. Später folgt der Bodenbelag, je nach Jahr mal Sand, mal Sägemehl, auf der Asphaltdecke, die die restliche Zeit des Jahres als Parkplatz dient. Am Tag vor der Aufführung werden die Ton- und Lichtanlage installiert und ein Soundcheck mit den Darstellern der Sprechrollen absolviert. Weihnachten mit festem Drehbuch Am Abend des fünften Januars, dem Tag vor dem Fest der “Heiligen Drei Könige” ist es dann so weit. Eine Stunde vor Aufführungsbeginn treffen die Darstellern ein.
| | © tenpan | | Die Weisen: Fast am Ziel |
Die Kameras des Lokalsfernsehens sind bereits aufgebaut, die Ton- und Lichttechniker treffen die letzten Vorbereitungen und verteilen die Headsets, Kopfhörer mit eingebauten Mikrophonen. Ein Techniker in der Verkleidung eines Juden wird sich während der Aufführung inmitten der Darsteller befinden, um eventuell auftretende Pannen direkt vor Ort beheben zu können. Kurz nach halb zehn geht es los. Von der Hauptstrasse kommend ziehen Josef und Maria mit ihrem Esel zum Stall vom Bethlehem, der sich neben dem Gemeindehaus am hinteren Ende des Platzes. Der Spot des Scheinwerfers fällt auf die vier Engel, die in Versform nacheinander die Ankunft des Herrn verkünden. Dann kommen die Hirten, in kanarische Trachten gekleidet, und werden von einem der Engel zu ihren Platz geführt. Die Mitglieder der Folkloregruppe unter ihnen nimmt mit den Instrumenten hinter den Mikrophonen ihren Platz ein, der Rest lässt sich vor der in lila Licht getauchten Gemäldewand nieder. Bescherung mit Folklore-Flair Es folgen mehrere kanarische Weihnachtsliedern. Da beginnt auf der kleine Krippenbühne die Bescherung.
| | © tenpan | | Ankunft in der Krippe |
Grosse und kleine, alte und junge Darsteller bringen dem Neugeborenen kanarische Früchte und andere inseltypische Gaben, etwa das Musikunstrument Timple und tragen Huldigen in Versform vor. Die Kinder verhaspeln sich teilweise, was zu einigen Lachern bei den zahlreichen Zuschauern führt. Nach weiteren Weihnachtsliedern folgt eine längere Pause, die mit Musik überbrückt wird. Ankunft der Könige Der Grund dafür sind die Vorbereitungen des nächsten Aktes, die auf einem nahe gelegen Platz stattfinden.
| | © tenpan | | Huldigung des Herrn |
Dort besteigen die drei Könige die Kamele und reiten anschliessend, von einem Pulk Domestiken begleitet, über die Brücke der sich durch Ortskern ziehenden Barrancoschlucht in Richtung Festplatz. Dort angekommen folgen sie dem Stern, der sie hoch über den Köpfen der Zuschauer von einem Elektomotor angetrieben, auf einem Drahtseil vorwärts rollend in Richtung Krippe geleitet. Erste Station auf dem Weg dort hin ist die finstere Burg des König Herodes. Der fiese Herrscher, von Wachen in Rüstungen des römischen Besatzungsheeres umgeben, stolziert hoch oben hinter den Zinnen der Burg auf und ab und versucht den Weisen aus dem Morgenland den Aufenthaltsort des neugeborenen “Königs der Juden” zu entlocken. Huldigung des Herrn Es folgt die Huldigung des Jesuskindes durch der Regenten aus dem Orient.
| | © tenpan | | Flucht aus Bethlehem |
Assistiert von ihren Diener steigen Sie von den Kamelen und marschieren, einer nach dem anderen in Richtung Krippe, um dort ihren Gaben, Gold, Weihrauch und Myhrre zu überreichen. Anschliessend legen sich Könige und Diener, von Demut überwältigt vor der Krippe auf dem Boden. Das Stück endet mit der Flucht Josef, Maria und dem Neugeborenen vor den Häschern des Herodes. Knapp zwei Stunden dauert die Aufführung, dann marschieren die Zuschauer nach Hause zur eignen Bescherung. Am 7. Januar wird die Bühne abgebaut und das Leben auf der Insel nimmt nach fast acht Wochen Weihnachtstrubel wieder seinen normalen Gang.
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