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Daten-Center verbundet die Kanaren mit drei Kontinenten:

“Teneriffa . . .?“ . . . „AKTIVIERT!“

Karikatur von ALIX-Förderer Ricardo Melchior
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Karikatur von ALIX-Förderer Ricardo Melchior
03.04.2011 - Teneriffa - Die Kanareninsel als Schnittstelle im weltweiten Daten-Transfer. Jetzt wurde das Projekt „ALIX“ eingeweiht. Ein Terminal für Unterwasser-Kabelstränge aus hochmoderner Fiberoptik, die die Insel mit dem europäischen Kontinent, Amerika und Afrika verbinden. Ziel ist es, Teneriffa als Logistik-Plattform zwischen und Kontinenten zu etablieren und lokale Infrastruktur zu verbessern.

ALIX-Server-Halle
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ALIX-Server-Halle
Die Innovation des Jahres 2011 hat keinen Hang zur Selbstdarstellung. Von aussen betrachtet verbirgt sie sich in zwei grossen schwarzen Metallkisten, die in einem riesigen Raum aufgestellt wurden.
 
In Bezug auf Farb- und Formgebung  erinnert das Kisten-Ensemble in seinem überdimensierten Umfeld an zwei schwarze Flrcken in einem weissen Meer.
 
Durch Glasscheiben im oberen Teil der verschlossenen Türen kann man einen kurzen Blick in den Innenraum der schwarzen Quader erhaschen.
 
Von aussen eher schlicht, verbergen sich dort zwei Reihen Schränke, die durch einen schmalen Gang voneinander getrennt sind.
 
Im Inneren der Metallboxen sind Server mit einer maximalen Speicherkapazität untergebracht, Spitzentechnologie auf Weltniveau im Bereich der Telekommunikation. 
 
 
Schöne neue Daten-Welt 
 
Server dieser Art in den verschiedenen Sälen bilden das Herz des Gebäudes „D-ALIX“ auf dem Gelände von Teneriffas Institut für Technologie und Erneuerbare Energien (ITER) in der Gemeinde Granadilla. Anfang April wurde das Datenzentrum eingweiht, das für die aus Afrika, Amerika und Europa kommenden Unterwasser-Datenkabel als Terminal dient.
 
Grundlegende Vorraussetzung für das Funktionieren der Verarbeitung und des Tranfers von Daten aus aller Welt ist eine stets punktgenau gleichbleibende Raumtemperatur, insbesondere im Bereich der Datenschnittstellen zwischen den Leitungen der verschiedenen Betreiber. 
 
 
High Tech auf Weltspitzen-Niveau
 
Aggregate und komplizierte Messgeräte der neusten Generation, die sich hinter blauen Türen an den Seiten des Raumes verbergen wurden dafür installiert. 

ALIX-Server-Kontrollraum
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ALIX-Server-Kontrollraum
Zu Kühlzwecken wurden auch die roten Metallrohre  und Rohrleitungen mit grossen Durchmesser unterhalb der Platten des Fussbodens verlegt.
 
Bei einem hypothetischen Totalausfall der Temperaturregelung werden Sicherheitssysteme aktiviert, deren Kapazität ausreichend ist, um auch komplizierte Defekte, die zur Verursachung des Ausfalls des Hauptsystems geführt haben, zu beheben.
 
Über den Gängen und in den Räumen befinden sich über den Köpfen des Personals aus Metallgittern geformte Kabelkanäle.
 
Die violetten Stränge aus Fiberoptik dienen dem Datentransport, die grünen Kabel versorgen die Anlage mit Strom, der auf dem ITER-Gelände generiert wird. Die Anlage wird Tag und Nacht vom Sicherheitspersonal an den Monitoren des Kontrollraums überwacht.
 
Beim Kommen und Verlassen des sensiblen Bereiches müssen Mitarbeiter und Besucher eine enge Sicherheitsschleuse passieren.
 
Die ganze Fläche des D- ALIX-Gebäude ist in Parameter aufgeteilt, jede Sekunde wird protokolliert, so dass eine Fehlerquelle umgehend lokalisiert werden kann. 
 
Die Mitarbeiter sind geschult und wissen, wie  sie im Notfall handeln müssen. 
 
 
 
Konzept: Daten-Hafen

Bei der Beschreibung des Terminals für die in Meerestiefen verlaufenden Datenkabel, die drei Kointinente miteinander verbinden,  werden vielfach die Sprachbilder „Hafen“ und „Flughafens“ verwendet. 

Es sind sehr treffende Metaphern, denn das Geschäftsmodell im Rahmen des der Inselregierung unterstehenden ALIX-Projektes, besteht darin, für die Betreiber der Telekommunikationsnetze Räumlichkeiten und  Dienstleistungen bereit zustellen.
 
Für Teneriffa hat die Funktion als Schnittstelle im weltweiten Datenverkehr viele Vorteile. Die Unternehmen, Gewerbegebiete, Universitäten und Forschungseinrichtungen auf der im EU-Rahmen „ultraperipher“ gelegen bezeichneten Insel sind jetzt an ein hochmodernes Datensystem angeschlossen und können per Mausklick mit Geschäftspartnern in aller Welt kommunizieren.
 
Innerhalb der Insel wird deshalb derzeit im Bereich der Autobahenen ein hochmoderner Kabelring verlegt. 
 
 
Schub für die Inselwirtschaft 
 
Auch Unterwasserkabel zu denen anderen Inseln gibt es.  „ALIX“ ist ein Schritt zur Etablierung der Kanarischen Inseln als Logistikzentrum zwischen drei Kontinenten und soll ein Baustein für die Zusammenarbeit im Handel und im Aufbau der Wirtschjaftssysteme auf dem benachbarten afrikanischen Kontinent sein. 

Natürlich wird durch das ALIX-Projekts auch die Qualität der Telekommunikation für die kanarischen User verbessert, die Angebote im Bereich der Telekommunikation werden preiswerter.
 
Ebenso sollen auch Arbeitsplätze für „Hochquailifizierte“ sollen geschaffen werden. Dabei ist dieser Hinsicht vermutlich eher die Signalfunktion als der Umfang des neu entstehenden Jobangebotes von Bedeutung.
 
Insgesamt leidet die Ökomonie auf den Kanarischen Inseln darunter, dass die vorherrschenden Branchen, der Fremdenverkehr und das Baugewerbe,  sehr konjunktur- oder schlimmer noch -  saison-abhängig und somit,  auf kurze Planungszeiträume fixiert sind.
 
Fakt ist aber, aufgrund der hohen Kosten und der langen Dauer der Wartentransporte, dass die eher wenig materialintensiven Bereiche Forschung, Entwicklung und Dienstleistungen eine Zukunftsoption für die Kanarischen Inseln darstellen.
 
Dafür wird allerdings gut ausgebildetes Personal benötigt. 
 
 
Aufbruch in die Zukunft 
 
Mit dem Wort Zukunftsfähigkeit könnte auch das Motiv für die Schaffung des „ALIX“- Projektes überschrieben werden. Eine Studie der Europïschen Union aus dem Jahr 2005 bescheinigte den fern des Kernlandes gelegenen französischen, portugiesischen und spanischen Inseln aufgrund ihrer abgeschiedenen Lage und der schlechten Anbindungen in allen Bereichen eine schwarze wirtschaftliche Zukunft. 

Auch die Imfrastruktur im Bereich der Telekommunikation wurde stark bemängelt.  Darum musste gehandelt werden: Im folgenden halben Jahrzehnt wurden die technischen, wirtschaftlichen und verwaltungstechnischen Grundlagen für das neue Mega-Datenzentrum an der Südküste Teneriffas gelegt, im vergangenen Jahr wurde dann der Grundstein für das Gebäude des Daten-Terminals gelegt.
 
Teneriffas Regierungspräsident Ricardo Melchior hob deshalb in seiner Einweihungsrede auch die „Flexibilität“ eines „von der Insel stammenden, gut ausgebildeten“ Teams hervor, das mit „Fleiss und grossem „Engagement“, in kurzer Zeit und termingerecht in Zusammenarbeit mit multinationalen Konzernen ein zukunftsweisendes Grossprojekt gestemmt hat.
 
 
Unspektakulär, aber enorm wichtig
 
Zugegeben, in den lokalen Medien kam die Einweihung des ALIX-Datencenters unter ferner liefen. 

Aber das hatte andere Gründe. Ende Mai finden auf den Kanarischen Inseln die Lokal- und Regionalwahlen statt.
 
Deshalb wurde, allerdings recht kurzfristig, eine Regelung erlassen, die alle die amtierenden Verwaltungsspitzen begünstigen Akte zwischen dem 29. März und dem 5. Mai untersagt.
 
Dazu zählen vor allem Eröffnungen und Einweihungen.
 
In der Folge wurde in kürzester Zeit alles eröffnet und eingeweiht, was eröffnet und eingeweiht werden musste.
 
Das wiederum liess die zuständigen Redakteure der hiesigen Medien bei der Besetzung von Terminen sehr wählerisch werden.
 
So fiel ALIX zu weiten Teilen raus. Denn verglichen mit einem traditionsträchtigen frisch renovierten Gutshaus aus dem 19. Jahrhundert haben zwei Reihen schwarze Metallschränke, die sich nur durch einen schmalen Gang getrennt in grossen abgeschlossenen Quadern befinden , die in einem viel zu grossen Raum aufgestellt wurden,  nicht allzu viel zu bieten.
 
Zumindest vom fotografischen Standpunkt aus.
 
Da kann ihr Inneres noch so innovativ sein.