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Rätselhaftes Kulturzentrum "El Tanque"

Töne im Tank

© tenpan
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"El Tanque": Geheimnisvoller Metallzylinder
27.07.2011 - Teneriffa - Industrie-Ruinen zu Kultur-Denkmälern: So lautet eine gängigen stadtplanerische Formel der letzten Jahrzehnte. Die Wahl der Region Ruhrgebiet als europäische Kulturhauptstadt im Jahr 2010 war eine symbolträchtige Umsetzung dieser Philosophie. Teneriffa hat auf diesem Gebiet „El Tanque“ zu bieten, einen ausrangierten Raffinerie-Tank in der Inselhauptstadt, der heute als Kulturzentrum dient.

Dreharbeiten in
 © Fiti: D. Martín
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Dreharbeiten in "El Tanque"
Die Industrie-Ruine  war kürzlich Drehort des Dokumentarfilms „Los mares petrificados’, von Miguel G. Morales, einem Projekt, das im Rahmen des „Jahres der Meere“ durch das von der Kanarischen Regierung ins Leben gerufene Kulturprogramm "Septenio" finanziert wird.
 
Die „Versteinerten Meere“, so die deutsche Übersetzung des Filmtitels, basieren auf sechs Gedichten von Domingo López Torres, einem kanarischen Poeten, der 1936 mit 29 Jahren von Faschisten ermordet wurde.
 
Vorgetragen und vertont werden die Werke von Pedro Guerra, Teneriffas bekanntesten Musiker und Liedermacher.
 
Er stammt aus Güimar an der Südkïste der Insel, ist aber inzwischen wie fast alle spanischen Kunstschaffenden in Madrid ansässig, kommt aber regelmässig zu Konzerten in seine Alte Heimat.
 
 
Runder Hohlkörper
 
Mehr noch als die Beteiligten sticht der Drehort ins Auge.
 
Es ist der ehemalige Tank 69 der Ölraffinerie Cepsa. Lange vor dem Aufkommen des Tourismus wurde auf Teneriffa bereits Erdöl veredelt.

Für die einen Blickfang, für andere Fremdkörper . . .
 © tenpan
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Für die einen Blickfang, für andere Fremdkörper . . .
Seit mehr als achtzig Jahren gibt es die Raffinerie. Befand sie sich einst am westlichen Rand des Stadtgebietes, so wird sie heute von der Bebauung umschlossen und nahm ergeblich mehr Raum ein.
 
Auch auf der Fläche, die heute Verwaltungsgebäude, die beiden Wolkenkratzer „Torre I“ und „Torre II“ , das Messezentrum Recinto Ferial und die wichtigsten Kaufhäuser von Teneriffas Inselhauptstadt, etwa die hiesige Dependance von „El Corte Inglés“ beherbergt, wurde einst Rohöl destilliert.
 
Heute ist  das Areal das neue Wirtschaftszentrums von Santa Cruz.
 
Ansichts der damit verbundenen hohen Investitionen ist es nachvollziehbar, dass das angrenzende Restgelände, auf dem weiterhin Rohöl verarbeitet wird, Stadtplanern und Wortschaftsvertretern immer mehr ein Dorn im Auge ist.
 
Seit knapp zwei Jahrzehnten wird in Abständen, wenn auch bisher erfolglos ein völliges Verschwinden der Raffinerie aus dem Hauptstadtareal gefordert. 
 
Das würde Santa Cruz auch von dem Rohöl-Geruch befreien, der über dem westlichen Teil der Inselhauptstadt  wabert.
 
Manch einem ist gar der inzwischen als Baudenkmal qualifizierte Tank 69 im Wachstumsviertel zwischen Auditorium, der Markthalle Nuestra Señora de África und dem Autozubringer neben dem Messezentrum ein Dorn im Auge.
 
 
Kulturdenkmal Ruine

Drehort
 © Foto: D. Martín
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Drehort "El Tanque"
Bei diesem inzwischen Kulturdenkmal ernannten Gebäude „El Tanque“ handelt es sich um den letzten Öltank der einstigen Osthälfte der Raffinerie. 
 
Äusserlich ein riesiger schmuckloser Metallbottich, bietet das Innere der komplett fensterlosen Industrie-Ruine eine breite Palette an künstlerischen Nutzungsmöglichkeiten. 
 
Die Dunkelheit, Höhe  und Akkustik des von Metallstützen und – trägern getragenen Innenraums lassen Ausstellungen, Theaterauffügrungen, Peformance-Präsentationen und Theaterdardietungen zu einem besonderen Ereignis werden. 
 
Die New Yorker Kult-Poetin Lydia Lunch liess das Publikum durch schrille durch die Finsternis dringende Schreie erschaudern, Tänzern glitten nur sparsam ausgeleuchtet schemenhaft über Leitern und Rampen, hunderte von herabhängenden schwarzen Stoffbahnen wie auch mit Wasser gefüllte riesige durchsichtigen Beuteln verwandelten das Metallverlies mit dem blechernen Hall in ein Labyrinth. 
 
Ensembles von Grossbildleinwänden mit überlebensgrossen Videoinstalliationen beeindruckten Publikum an diesem enigmatischen Ort.