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Mexikanische Superstars räumen auf Teneriffa ab:

Maná magnifico

Gigantisches Lichtermeer
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Gigantisches Lichtermeer
04.10.2011 - Teneriffa - Mariachi-Folklore und “Police”-Anklänge, Herzschmerz-Balladen und Metal-Gitarre. Wirkungsvoll untermalt von poetischen Hightech-Effekten: Die Band Maná weiss, was ihre Fans wollen. Die derzeit weltweit beste Show in Sachen „Stadium Rock“ begeisterte fast 80.000 Zuschauer auf Teneriffa und Gran Canaria.

Drummer
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Drummer "animal" vor Grossbild-Leinwand
Vor dem Auftritt versprüht die Bühne mit dem Spitzdach, das über die höchsten Ränge des Fussballstadions „Heliodoro Rodríguez Lopéz“  hinausragt, das spröde-spärliche Flair des dunklen Innenraums  einer „camara oscura“, dem Vorläufer des Fotoapparates. 
 
Rückwand und Decke sind schwarz verkleidet.
 
Ein paar Gitarren stehen vor ein paar Verstärkern.
 
In der Mitte thront das Podest des Schlagzeugers.
 
Die Einfassungen der Trommelfelle, die  Becken und ihre Ständer, die Zeichnungen der aztekisch anmutenden Masken auf dem Fell der Basstrommel des Schlagzeugs blitzen silber hervor.
 
Von der Decke hängen, flankiert  von zwei stilisierten Flügeln, einige metallartige Rundbögen herab, die sich schemenhaft vor der Finsternis abzeichnen. 
 
Kaum vorstellbar, dass hier in Kürze gigantische Filmprojektionen ablaufen und bunte Schriftzüge zur Untermalung der einzelnen Songs aus dem Nichts hervorstechen werden.

Sänger Fher - Ganz in Rot getaucht
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Sänger Fher - Ganz in Rot getaucht
Wechselnde Leinwandformate, auf denen die Musiker in Schwarzweiss und Farbe überlebensgross aus verschiedenen Perspektiven projiziert werden.
 
Live aufgenommen von computergesteuerten  Kamaras, die zu diesem Zweck an die Bühnendecke und zwischen die Komponenten des Schlagzeugs montiert wurden.
 
Weisse Klebebandkreuze auf dem Bühnenboden markieren für Musiker die Kamarapositionen.
 
Auch die Batterien der elektronisch gelenkten drehbaren  Scheinwerfer, die die Bühne während des Auftritts in rote, grüne, blaue und gelbe Farbenmeere tauchen, sind vor Konzerbeginn nicht zu sehen.
 
Wohl auch wegen der vielen technischen Feinheiten des komplexen Bühnenaufbaus beginnt das Konzert mit rund 50 Minuten Verspätung.
 
Plötzlich ertönt Beethoven.
 
Ein riesiger Vorhang fällt herab.
 
Das Licht im Stadion erlischt.
 
Die ersten Gitarrenakkorde erklingen.
 
Vom ersten Takt an singen die textsicheren Zuschauer die Lieder mit.
 
 
Mexikanische Legende
 
Mit Ausnahme der Schweiz sind Maná in Mittel- und Nordeuropa nahezu unbekannt.

Maná, s Saiten-Crew
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Maná, s Saiten-Crew
Gut, ihre Komposition „Corazón Espinado“ war vor rund zwei Jahrzehnten ein Welthit.
 
Aber die Nummer erschien nicht unter eigenem Namen sondern als Teil von „Supernatural“, der extrem erfolgreichen Comeback-CD von Carlos Santana, auf der bei jedem Stück ein anderer Sänger zu hören ist.
 
Daher wird der Song stets mit Ausnahmegitarrist Santana in Verbindung gebracht und kein Mensch weiss, dass dort  auch die Musiker von Maná zu hören sind und die Stimme deren Sänger Fher Olvera gehört. 
 
Im spanischsprachigen Raum sind Maná absolute Superstars.
 
Die erfolgreichste Latino-Band aller Zeiten.
 
Nicht nur dort.
 
In den Vereinigten Staaten, wo ein Drittel der Bevölkerung spanische Wurzeln hat, stossen ihre Alben regelmässig in die Top Five der allgemeinen Verkaufshitparade „Billboard 200“ vor.

Vom Leben gezeichnet: Sänger Fher
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Vom Leben gezeichnet: Sänger Fher
Die Band räumt regelmässig  bei den Grammy-Verleihungen ab.
 
Ihre aktuelle Bühnen-Show zählt in den USA zu den Konzert-Highlights des Jahres. 
 
Nicht ohne Grund.
 
Der Begriff Stadionkonzert umschreibt in der Regel die Beschallung von grossen Menschenmassen in einem riesigen Areal mit hohem technischen Aufwand.
 
Doch die Mannen von Maná schaffen es selbst in gigantischen Arenen eine Art Wohnzimmer-Athmosphäre zu versprühen.
 
Ein Grund dafür ist die totale Identifikation der Band mit ihrem Publikum.
 
Trotz seines Superstar-Status präsentiert sich der mexikanische Vier nicht divenhaft, sondern gibt den Kumpel von nebenan. 
 
Sänger Fher dirigiert die Fanmassen mit raumgreifenden Gesten.
 
Sein von einer langen struppigen Mähne umrahmtes, vom Leben gezeichnetes rundes Gesicht erinnert mehr an die Thekenbesatzung in der Kneipe an der Ecke als an die Coverboys der Hochglanzmagazine.

Mit raumgreifenden Gesten dirigiert . . .
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Mit raumgreifenden Gesten dirigiert . . .
Eine Zeit lang trägt er während des Konzertes sogar das Trikot des lokalen Fussballsvereins Club Deportivo Tenerife, dessen Kicker sich derzeit in der dritten spanischen Liga abmühen. 
 
Das wirkt nicht nur bescheiden und sympathisch.
 
Es  bringt der Band auch ein paar Tage später eine Erwähnung im Sportteil in allen drei auf Teneriffa erscheinenden Tageszeitungen.
 
Ruhepol der Combo ist Juan Diego Calleros.
 
Er zupft ruhig, aber zuverlässig seinen fünfseitigen Bass.
 
Sergio Vallín, der virtuose Gitarrist, beschränkt sich vielfach auf einfache Begleitparts.
 
Er kann auf Anhieb von gezupfter Folklore und detailreichen Flamenco-Läufen auf brachiale Heavy Metal-Akkorde umschalten und lässt in kurzen Solo-Passagen sein grosses Können aufblitzen.
 
 
Volksnah und zum mitgröhlen 
 
Der literarische Anspruch der Songtexte ist eher gering.

. . . der Maná-Frontmann das Publikum
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. . . der Maná-Frontmann das Publikum
Dafür sind Verse und Refrains volksnah. Sie können problemlos mitgegröhlt werden.
 
Die Grenze zum Kitsch ist eher fliessend. 
 
„Bendita“, die „Gesegnte“ taucht im Liedgut immer wieder auf. 
 
Als Synonym für Licht, Frau oder die stets Verheissung versprechende Weiblichkeit.
 
„Labios Compartidos“ „geteilte“ oder – auf Deutsch wohl besser - geöffnete  Lippen, einer bekanntesten der Maná-Hits, trieft nur so vor Sentimentalität.
 
Der Evergreen „Muelle de San Blas“ im Zugabenteil ist die Ballade von der Frau, die in der Klapsmühle landet, weil sie jeden Tag vergeblich zum Kai rennt, um auf den Geliebten zu warten, einen Seemann, der vermutlich in jedem Hafen eine andere hat.
 
„Vivir sin Aire“ ist eine weitere Wiederbelebung des alten Traums, nur von Luft und Liebe zu leben. 
 
„Clavado en un bar“ der Hilfschrei eines verzweifelten, von der grossen Liebe verlassenen Kerls, der sich am Bartresen mit reichlich Tequila ins Vergessen säuft.
 
Höhepunkt des Auftritts ist das zwanzigminütige Schlagzeugsolo von Alex González, einem Drummer der nicht umsonst den Spitznamen „animal“, das Tier, hat. 

Drummer Alex - Der heimliche Star der Band
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Drummer Alex - Der heimliche Star der Band
Dabei schraubt sich das Podest mit dem Drumkit  fünf Meter in die Höhe, während der Drummer auf der Basstrommel steht und auf Becken und Trommeln eindrischt.
 
Dann wird es plötzlich dunkel.
 
Bis die Stimme von Fher Olvera aus der Mitte des Stadions erschallt. 
 
Zusammen mit den anderen Musikern steht er auf der Plattform des kleinen Turms über dem Mischpult und intoniert, von akustischen Instrumenten und Conga begleitet, mexikanische Volkslieder.

Dazu holen sich die Musiker noch zwei Tänzerinnen aus dem Publikum auf das Podest, das weniger Platz als ein Boxring bietet.
 
Natürlich hat Maná auch auf Teneriffa den Gitarristen einer lokalen Band für zwei Stücke als Gastmusiker auf die Bühne gebeten.
 
Wie in allen Städten, in denen die Band im Rahmen der aktuellen Tour Station machte.

Maná auf Teneriffa: Es war das Konzert-Hightlight vermutlich nicht nur diesen Jahres.
 
Doch auch die nächsten Monate sind für Teneriffas Musik-Fans vielversprechend. Auch wenn der Rahmen etwas kleiner sein wird.
 
Im November kommen „Marea“ mit ihren rauhen Klängen im Irgendwo zwischen Bluesrock und Heavy-Metal.
 
Im Dezember sind dann "Amaral" zu Gast: Spanischer Pop-Rock  mit folkloristischer Färbung und Elfengesang.